Kölner Stadtschreiber

Streifzüge im Schatten des Doms

Der Fritz-Encke-Volkspark

PORTRÄT. Herrliches Wetter! Also nichts wie raus aus der Hütte und ab in die Natur! Und weil ich im Kölner Süden wohne, habe ich es ja nicht weit: Vorgebirgspark, Kalscheurer Weiher, der ganze Äußere Grüngürtel von Köln ist gleich um die Ecke.

Allerdings möchte ich heute nicht die große Runde drehen, daher mache ich mich in den von Fritz Encke geschaffenen Volkspark auf. Diese wunderschöne Anlage liegt zwischen der Militärringstraße, der Hitzeler-, der Kardorfer und der Rösberger Straße – unweit des Bonner Verteilers.

Kölner Stadtschreiber Weg zum Fritz-Encke-VolksparkSchon nach wenigen Minuten bin ich in der „Englischen Siedlung“, die 1950-51 auf einem großen Areal im Osten des Parks für die Familien der britischen Besatzungstruppen errichtet wurde. Diese der damaligen politischen Großwetterlage geschuldete Maßnahme hat den ursprünglichen Volkspark zwar ziemlich beschnitten, in seinem Wesen aber nicht verändert.

Übrigens habe ich in der „Englischen Siedlung“ Mitte der 90er-Jahre vertretungsweise ein paar Wochen lang die Kölner Tageszeitungen ausgetragen. Es war schön, vor dem Bürojob morgens durch diese merkwürdige Gegend zu laufen: Panzerstraßen, Vogelgezwitscher, Eichhörnchen, sogar ein Wieselhund ist mir einmal begegnet.

Heute leben hier junge Familien, die mit ihren Kindern die einzigartige Gegend sehr zu schätzen wissen.

Nachdem ich die Siedlung hinter mir gelassen habe, gehe ich parallel zur Militärringstraße weiter. Schon erstaunlich, wie menschenleer es hier ist. Dieser Park ist offensichtlich nur wenigen bekannt.

Ringsherum Wiesen, Bäume, frische Luft, Sonne und Schatten. Aber keine Menschen. Auch nicht auf dem „Reigenplatz“, der Kölner Stadtschreiber Fritz-Encke-Volkspark Reigenplatzsich mir völlig unverändert seit meinem letzten Besuch präsentiert.

Hier wird schon lange nicht mehr getanzt. Warum eigentlich nicht? Kurz überlege ich, ob ich meinen nächsten Geburtstag an diesem Ort feiern sollte. Lagerfeuer, Grill, Soundsystem – das volle Programm. Aber da ich einfach nicht glauben kann, dass dies genehmigt würde, lasse ich die Idee wieder fallen. Schade eigentlich.

Auf dem Spielplatz ein paar Meter weiter ist allerdings schwer was los. Kletternde, schaukelnde, im Sand wühlende Kinder – angeregt miteinander redende Mütter.

Weiter geht es zum Staudengarten an der Kardorfer Straße. Dort möchte ich mich im Brunnentempel hinsetzen und mich ausruhen.

Kölner Stadtschreiber Fritz-Encke-Volkspark BrunnentempelPech gehabt: leider schon besetzt. Vier Jungs haben den Spot besetzt, um dort eine Shisha zu rauchen. Aber es gibt ja genug Bänke. Also setze ich mich und lasse alles noch einmal Revue passieren.

 
Wer war Fritz Encke denn nun eigentlich?

Geboren am 5. April 1861 in Oberstedten (Stadtteil von Oberursel im Taunus), gestorben am 12. März 1931 in Herborn (Mittel-Hessen). Gartenbaumeister in Köln, 1903‑1926, von 1908-1913 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Porträt Fritz Encke, Quelle: Internet

Fritz Encke auf der Höhe seiner Zeit, Quelle: Internet

Sein erstes Projekt war die Stieleichenhecke um die Bismarcksäule in der Kölner Südstadt. Darüber hinaus haben wir ihm den Vorgebirgspark, den Rheinpark, den Beethovenpark, den Blücher- und den Humboldtpark, den Friedenspark, den Klettenbergpark, die Erweiterung des Kölner Zoos 1913, die Stadtwalderweiterung und noch einiges mehr zu verdanken.

Um ihn zu ehren, wurde der von ihm entworfene Volkspark Raderthal, in dem ich mich soeben befinde, im Jahr 2002 in „Fritz-Encke-Volkspark“ umbenannt.

Zu verdanken ist dies dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz sowie einer Bürgerinitiative, die dafür sorgten, dass der nahezu vergessene Park seit dem Jahr 2001 wieder auf die Beine gestellt wurde.

Der Tempel wurde restauriert ‑ der Künstler Şerban Rusu schuf eigens einen neuen Brunnen dafür, den den Tempel en miniature nachzeichnet ‑ und am 10. September 2006 am „Tag des offenen Denkmals“ eingeweiht.

Und warum eigentlich „Volks“-Park? Encke ging es bei seinem Schaffen um den Grundgedanken eines „sozialen Grüns“. Multifunktionale Anlagen für das einfache Volk, für Handwerker und Arbeiter. Die Idee ist, dass wir nicht nur gesittet auf den Wegen spazieren, sondern uns auf den Rasen legen, uns sonnen und vom Alltag entspannen, dass wir tanzen, spielen und Spaß miteinander haben.

Warum machen wir das eigentlich nicht?

Fritz, denke ich und hole meinen Tabaksbeutel hervor, ich danke dir von ganzem Herzen.

 

Text & Fotos: -bevi; Fritz-Encke-Porträt: Internet

 

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2 Kommentare

  1. Michael Waßeruhr

    20. Juni 2019 at 12:09

    Auch einer meiner Lieblingsstellen. Hier muss ich auch immer über den Wandel der Zeiten sinnieren. Dieser Wall um den Reigenplatz hatte ja früher eine ganze andere Funktion, wie der Park an sich. Es war ein preußisches „Friedendmunitionslager“ – das Wort klingt widersprüchlich, aber irgendwo musste man das Zeug ja lagern, damit es nicht unnötig Schaden anrichtet, wenn es nicht gebraucht wird.
    Die kreisrunden Wälle hatten nun die Funktion, die Umgebung vor Schäden zu bewahren, wenn die Munition explodierte. Makaber wird die ganze Sache, wenn man weiß, dass dort Frauen in Hütten eben diese Munition hergestellt haben. Jetzt da einen Reigenplatz zu haben oder, wie in dem schräg gegenüberliegenden, etwas versteckten Platz, eine „natürliche Bibliothek“ finde ich einen sehr geschickten Spannungsbogen von Fritz Encke. Vielleicht interpretiere ich das jetzt auch über, aber mir geht so damit.

    Auch wenn mir Tabak schnurzepiepegal ist und man mich eher mit einem kleinen Bierchen dort antreffen würde, mag ich ein Gefühl bestätigen: Fritz, ich danke Dir von ganzem Herzen.

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