Kölner Stadtschreiber

Streifzüge im Schatten des Doms

Köln und das Sauerland

Nun ist der Titel „Kölner Stadtschreiber“ ja nicht ganz ernst gemeint, sondern nur ein Label für eine Website, die vor allem eines beabsichtigt: Spaß zu machen und zu unterhalten. Du könntest dennoch auf die Idee kommen zu fragen, wieso ausgerechnet ein Sauerländer die Frechheit besitzt, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen. Nun, so abwegig ist das gar nicht. Köln und das Sauerland: Das ist schon seit Langem eine innige Beziehung.

Vorgestern

Das fängt schon im Mittelalter an. Dem Prämonstratensermönch Richard von Arnsberg wird die einflussreichste Lebensgeschichte der heiligen Ursula zugeschrieben. Im sauerländischen Kloster Wedinghausen in Arnsberg entwickelte er die Vita der Kölner Schutzpatronin und ergänzte sie um eigene Visionen. So entstand das umfassendste mittelalterliche Werk über die Heilige, das bis heute seine Strahlkraft in den Köpfen der Nachgeborenen entfaltet. Richard von Arnsberg wird von der katholischen Kirche als Seliger verehrt.

Graf Gottfried IV. verkaufte 1368 seine Grafschaft an den Kurfürsten von Köln und bestärkte so das Erzbistum in seinem Bestreben, das rheinisch-westfälische Gebiet miteinander zu verbinden und ein homogenes Territorium zu schmieden. Zur Zeit der kurkölnischen Herrschaft war Arnsberg die Residenz der Kölner Erzbischöfe in Westfalen. Ein reger Austausch von Gütern, Gedanken, kulturellen und menschlichen Bindungen war die Folge.

Im Jahr 1794 suchte das Kölner Domkapitel Zuflucht vor Napoleons Armee in Arnsberg. Für alle Fälle hatte man auch Teile des Domschatzes mitgenommen, und so kommt es, dass zum Beispiel der Dreikönigenschrein im Sauerland vor den plündernden Truppen der französischen Republik in Sicherheit war. Wenn wir Sauerländer nicht darauf aufgepasst hätten, würde der Schrein heute im Louvre stehen. Das wäre doch doof, oder?

Gestern

Du siehst: Das kurkölnische, katholische Sauerland (es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch noch ein märkisches, protestantisches Sauerland gab und gibt) steht mit der Rheinmetropole seit Jahrhunderten in enger Beziehung. Noch während meiner Jugend konntest du mit der Eisenbahn in einer direkten Verbindung von Arnsberg nach Köln durchrauschen, ohne umzusteigen.

Unvergessen auch die Highlights im Schwarz-Weiß-Fernsehen meiner Kindheit: die Große Prunksitzung im Gürzenich und der Rosenmontagszug, live übertragen vom WDR. Da hockte die ganze Familie vor der Glotze und sehnte sich inbrünstig danach, selbst vor Ort dabei zu sein, in dieser wundervollen, aufregenden Stadt. Noch heute guckt Mama Abend für Abend die „Lokalzeit Köln“ im WDR, und wie oft habe ich sie schon sagen gehört: „Bernd, ich weiß mehr über Köln wie du!“

Heute

Heerscharen angehender sauerländischer Akademiker haben inzwischen in Köln studiert und bei ihrer Rückkehr lieb gewonnene Gepflogenheiten in die alte Heimat mitgenommen. So hat es sich beispielsweise ergeben, dass heute in etlichen Sauerländer Kneipen Kölsch frisch vom Fass ausgeschenkt und auf der Speisekarte „Himmel un Ääd“ angeboten wird.

Auf der anderen Seite scheinen mehr und mehr Kölner das Sauerland als Naherholungsgebiet zu entdecken. Berichte aus der alten Heimat besagen, dass immer häufiger Autos mit Kölner Kennzeichen gesichtet werden. Autos mit Kind und Kegel und allen Anzeichen eines Wochenendausflugs. Kein Wunder, kann es das Sauerland doch in jeder Hinsicht mit der Eifel aufnehmen, vor allem was die landschaftliche Schönheit, das kulinarische Angebot sowie Sturheit und Verlässlichkeit der Eingeborenen betrifft.

Versuch’s doch selbst einmal.

Aktuell leben viele gebürtige Sauerländer in Köln. Gingen sie alle auf einen Schlag wieder zurück in das Land der tausend Hügel, hätte die Domstadt ein nennenswertes Problem in Wirtschaft und Verwaltung. Doch diese Gefahr besteht nicht. Wir Sauerländer lieben Köln. Und deshalb bleiben wir hier.

Drohung oder Versprechen? Entscheide selbst.

Text & Foto: -bevi

 

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1 Kommentar

  1. Lieber Backy,
    wie wahr, wie wahr – wir Sauerländer lieben Köln!
    Schön, dass Du wieder schreibst.

    Ne kölsche Jung (Sauerländer Immi)
    Liebe Grüße

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