Kölner Stadtschreiber

Streifzüge im Schatten des Doms

Sauerländer Wörter

Nun bin ich ja Sauerländer. Da kann man nichts dran machen. Und weil das so ist, rutschen mir immer mal wieder so komische Wörter raus, die hier in Köln kein Mensch versteht. Damit du keine Malessen damit hast, habe ich dir hier alles schön münnekesmote gemacht, damit du nicht trirselig wirst.

Jede Bevölkerungsgruppe hat ihre eigene Ausdrucksweise. Der Kölner kennt das: In der Südstadt spricht man anders als in Nippes. Lindenthaler und Dellbrücker, Flittarder, Porzer, Ehrenfelder und Deutzer: Sie alle schwaden ihr eigenes Kölsch. Und erst der Sauerländer! Der spricht gleich eine ganz andere Sprache.

Wenn der Sauerländer zum Beispiel sagt: „Ich geh unters Haus inne Radieschen“, dann meint er nicht, dass er sich jetzt im Keller sein eigenes Grab schaufeln will, sondern dass er in den Garten gehen und dort Radieschen ernten wird. Oder wenn er dir mit ernster Miene und fester Stimme ins Gesicht sagt: „Da kannste für!“, will er dich nicht für etwas Schlimmes verantwortlich machen, sondern es bedeutet: „Darauf kannst du dich hundertprozentig verlassen!“

„Sich an die Furt kriegen“ bedeutet „sich streiten“, „Pützer“ heißt nicht Maurer, sondern Friseur, und wenn du einen Sauerländer sagen hörst „Das soll ich wohl tun!“, dann meint er damit: „Kommt überhaupt nicht in Frage!“

Als Erste-Hilfe-Maßnahme für solche unter euch, die unvorbereitet einem Sauerländer begegnen, empfehle ich die folgende Wörterliste, die natürlich unvollständig ist. Aber sie wird fortwährend überarbeitet und erweitert – da kannste für!

 

Wort Übersetzung Anwendungsbeispiel
(jmd.) bei den Bock tun (jmd.) zum Narren halten „So leicht tuste mich nich bei’n Bock!“
(jmd.) durchlassen (jmd.) verhauen  
allewegen immer  
am Bach liegen zur Erledigung anstehen  
asen/aasen mit etwas verschwenderisch umgehen  
bamseln/Gebamsel, das lose hängen/Gehänge (neg.)  
baseln kopflos/ungestüm sein  
beömmeln, sich sich sehr amüsieren Er hat sich voll beömmelt; ich könnte mich echt beömmeln
bölken brüllen/rülpsen, auch schreien  
Brand, der Durst Brand wie eine Hitte
Buchse, die Hose  
burseln wild graben, wühlen  
daohne ohne das  
döppen a) Jemandes Kopf unter Wasser drücken; b) Bohnen döppen: Brechbohnen von ihren Stielen befreien  
ewenig völlig genervt  
fentern herumhampeln  
Fletz, der/fletzig Frechdachs/frech  
friemeln kleinteilig basteln  
fuckeln 1. unordentlich sein (rumfuckeln); 2. Fußball: den Gegner mit enger Ballführung ausspielen  
Hanebummel, der Jemand, der sich nicht sehr um seine Außenwirkung schert (siehe auch „Schladacke“)  
Heiopei, der Hanswurst (s. Peijas)  
hennig bequem, praktisch  
Hitte, die Ziege  
Hümmeken, das kleines Schälmesser  
klaterig trüb, blutunterlaufen „Was hast du denn für klaterige Augen?“
klauerig/klauern matschig/herummatschen  
klunkern sabbern  
Klüsen, die (Mz.) geschwollene Augen (neg. konnotiert, s. „klaterig“) „Was hast du denn für klaterige Klüsen?“
Kodderschnauze, die derbes Mundwerk  
kolone/colone verrückt (s. „möns“) „Mach mich nich kolone!“
Köpper, der Kopfsprung ins Wasser  
Kötte, die urspr. Zigeuner, akt. Asozialer „Schließ die Türen zu, die Kötten kommen!“
kötten sich wie Asoziale streiten „Jetzt hört doch mal auf, euch zu kötten!“
Krakuse, die streitsüchtiger Mensch  
kuwelig unordentlich  
lempern trantütig agieren/herumtrödeln  
Lössen, die (Mz.) lange, ungepflegte Haare  
lünterig neben der Spur, geistesabwesend und kraftlos  
Malessen, die (Mz.) Schwierigkeiten, Unannehmlichkeiten  
män tau! nur zu!  
Männekes, die (Mz.) Mätzchen, Unfug „Macht keine Männekes, hier kommt einer von Henneckes!“
Mauken, der Fuß, Füße (neg.) „Getz wasch dir endlich mal deine Käsemauken!“
möns verrückt, übermäßig nervös (s. „kolone“) „Getz mach mich nich möns!“
Mottke, die/möttkern Schlamm/im Schlamm pantschen  
münnekesmote mundgerecht  
nostern fummeln  
Nuckelpinne, die altes Auto, kurz vor dem Auseinanderfallen  
Nüsel, der abgenagter Apfel- oder Birnenrest  
Paselacken, die (Mz.) Asis  
Peijas, der Hanswurst „Du Peijas, watte bis!“
Pellewämser Einer, der mit Präservativ Sex hat  
Petzel, der/nicht ganz gepetzelt sein Hut, Kappe  
Piesepampel, der Spaßbremse  
piltern unablässig quengeln „Hör getz auf zu piltern, oder du kiss kein Eis!“
Pimpernellen, die (Mz.) „die Krise“ „Ich kich gleich die Pimpernellen!“
Plack, der Platz  
pöttkern planschen  
prockeln stochern „Prockel mal die Glut im Ofen, dasse nich ausgeht.“
Pützer, der Friseur „Muss ma widda zum Pütza.“
Quäke, die quakende, nervige Stimme  
questen drücken  
rämstern sich vernehmlich räuspern  
rantern auf und ab springen „Jetzt rantert nicht so in den Betten rum!“
röppen heftig ziehen, reißen „Ich hab‘ voll an den Strippen vom Verstärker geröppt, aber es kam kein Ton.“
Schepper, der kleiner Kochtopf mit Handstiel  
Schladacke, die weiblicher Hanebummel  
schlören schwer schleppen, auch: schleifen lassen/vernachlässigen „Ich habe die Hausarbeit ganz schön schlören lassen letzte Zeit.“
Schnötte, die Schleim, Rotz  
schnuckeln genussvoll Süßigkeiten verzehren  
Schochen, der Fuß  
schro sehr dünn, hager „Den kisse nich mehr schro.“
schröggeln Im Frühjahr die vertrockneten Gräser auf den Wiesen verbrennen (inzwischen verboten)  
schwameln/schwamelig schwanken, wanken/schwindelig  
Senge, die Schläge, Keile „Du kiss gleich Senge!“
stüren kopflos vorwärtseilen  
Trirsel, der Fimmel/Drehwurm  
trirselig aufgedreht/überdreht „Bei so viel Durcheinander werd ich immer ganz trirselig.“
Twerstbrake, die Jemand, der gegen jede Gruppenmeinung unbeirrbar ist  
unweis verrückt, gedankenlos, ungestüm  
verkasematuckeln umständlich erklären  
wahne äußerst, sehr „Heute ist es wahne heiß, woll?“
wämsen kopulieren  
wegkommen abstammen „Wo kommst du denn wech?“ „Außem Sauerland.“
wiggeln unablässig um alle Aufgaben bemüht sein  
Wirleike, die/wirleiken stets emsiger Mensch/unablässig sehr beschäftigt sein  
woll Interrogativ (pos.) „Das machst du doch, woll?“
wonnich? Interrogativ (neg.) „Das machst du nicht, wonnich?“
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2 Kommentare

  1. Engelbert Drerup

    15. August 2022 at 16:28

    Sehr geehrter HErr Runge,
    herzlichen Dank für Ihr Verzeichnis sauerländischer Worte und ihrer Bedeutung. So konnte ich aus einem Brief meiner Mutter das Wort „lünterig“ verstehen.

  2. Andreas Weber

    4. Oktober 2022 at 14:57

    Hallo Herr Runge, ich selber komme auch aus dem Sauerland, aus Menden, ich hätte da auch noch ein paar Worte.
    dröppeln – tropfen Der Wasserhahn dröppelt vor sich hin, das muss mal einer bei gucken
    meimeln – pinkeln / oder es regnet den ganzen Tag, es meimelt den ganzen Tag schon, nach viel Biergenuss, ich bin mal eben meimeln.
    Eumel – einer der an dem Tag ein bisschen aufgedreht ist oder dummes Zeug erzählt, kähr was bisse heute nen ollen Eumel
    Schluffen – Pantoffeln
    schluffkern – einer der die Füße (Schochen oder Quanten) beim gehen nicht hochhebt
    schnüten – Nase leeren deine Nase läuft, musse ma ins Taschentuch schnüten
    Schnute – Mund
    Viele Grüße
    Andreas Weber

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