Talk auf einer Parkbank

Was verdientermaßen dabei herumkommt, wenn du bei den falschen Leuten versuchst Eindruck zu schinden, zeigt folgende kleine Begebenheit.

August 2019, wieder einmal herrliches Wetter. Diesmal war ich im Belgischen Viertel unterwegs, genauer gesagt im Stadtgarten. Hier war ich schon lange nicht mehr gewesen. Das war Ende der 80er-Jahre anders, da war ich Stammgast in diesem schönen Park.

Damals waren im Sommer die Wiesen voll mit Sonnenhungrigen auf ihren Decken, und nicht wenige von ihnen boten sich splitterfasernackt dar. Da gab es was zu sehen. Das ist heute anders, kaum jemand nutzt noch die Grünflächen.

Weil ich Lust auf eine Zigarette hatte, hielt ich Ausschau nach einer freien Bank, aber die allermeisten waren belegt. Nur auf einer war noch Platz neben einem offenbar völlig alkoholisierten Mann mittleren Alters, der all seine Habseligkeiten in einem heruntergekommenen Einkaufswagen neben sich stehen hatte. Also setzte ich mich neben ihn und begann, mir einen Sargnagel zu drehen.

Der Mann blinzelte, schaukelte sein Gesicht in meine Richtung und fragte: „Hä? Wer bist du denn?“

Da stach mich der Hafer und ich antwortete: „Ich bin der Kölner Stadtschreiber.“

„Kölner Stadtstreicher?“

„Nein, nein: Kölner Stadtschreiber.“

„Kölner Stadtschreiner?“

„Nicht doch. Stadtschreiber, Stadtschreiber!“

„Stadttreiber, Stadttreiber!“

Da gab ich es auf. Ist ja auch völlig egal, wer ich bin. Ich fischte mein Portemonnaie aus der Jacke, holte ein Zwei-Euro-Stück hervor und drückte es ihm in die Hand.

„Hier, kauf dir was zu essen.“

Das fand er gut: „Danke, Stadtschleicher!“, rief er grinsend, und da wusste ich, dass er sich wohl eher flüssige Nahrung dafür besorgen würde.

Nachdem ich beschlossen hatte, die Zigarette im Gehen zu rauchen, stand ich auf und verabschiedete mich.

Ab jetzt, beschloss ich, werde ich nur noch Bernd sein, einfach nur Bernd.

Text: -bevi